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Stuck des Barock und Rokoko in Tirol

Barockstuck am Helblinghaus in Innsbruck (Foto: A. Prock)Stuck ist eine Mischung aus Gips, Sand, Kalk und Wasser, wobei jeder Künstler sei­ne ei­genen Rezepte zur Mischung hatte. Gips bindet sehr schnell ab, weshalb verschiedene Verzögerungsmittel ver­wendet werden: Leimwasser, Milch, gegärter Traubensaft, Bier, Wein Zucker.

Die ersten Putzschichten wurden mit verschiedenen Arten von Tierhaaren (Reh- oder Käl­berhaar), mit Hanf, Stroh und Schilf verstärkt, auch mit Holzstöp­sel, Metallnä­geln und Eisendraht. Zur Stütze wurde eine Holz- oder Metallarmierung in steilem Winkel zur Wand ver­ankert und dann in den Rücken der entsprechenden Figur eingesetzt. Holzstücke von ungefähr 12 mm Stärke hiel­ten Arme und Beine. Finger und kleine Zierstücke setzte man auf Draht oder auf Stücke aus Hanf­seil.

Rokokostuck in der Pfarrkirche Grins (um 1779, ev. Franz Singer) (Foto: A. Prock)Ornamentformen: Für sich oft wiederholende Formen verwendete man ein spie­gelbildlich geschnitztes Holzmodel. Diese Form seifte man ab oder schmierte sie ein, um das Anhaften des Gipses zu vermeiden. Halbflüssiger Gips wurde in die Form gegossen, die sofort an die Decke kam und dort durch Ab­stützen vom Gerüst aus gehalten wurde, bis der Gips gebunden war. Dann nahm man das Model ab.

"Press-Stuck": Stuckmörtel wurde auf die Wand aufgetragen, dann wurde ein "Pressmodel" aus Hartholz gegen den Stuckmörtel gedrückt, solange er noch weich war. Das kam etwa bei oft wie­derholten Motiven vor: Eierstableisten, Blätter für Girlanden etc.

Geschickte Künstler modellierten den Stuck frei an der Wand.


Wessobrunner Stuck

Kloster Wessobrunn in Südbayern (Foto: A. Prock)Der meiste Stuck in den Tiroler Kirchen gehört zur Wessobrunner Schule. Die Wessobrunner Stukkateure erhielten ihr Ausbildung in der Benediktinerabtei Wessobrunn in Oberbayern. „Schule“ ist allerdings nicht im Sinne einer festen zunftmäßigen Ordnung mit geregelterPfarrkirche Eben am Achensee (Anton und Augustin Gigl, 1736-1738) (Foto: A. Prock) Ausbildung zu verstehen. Diese Künstler  - bisher sind mehr als 600 nament­lich bekannt - beeinflussten im 17./18. Jh. die Stuckkunst in Süd­deutschland maßgeblich und dominierten sie teilweise sogar. Die her­ausragendsten Vertreter sind die Gebrüder Zimmermann, die über mehrere Generationen tätigen Schmuzer und die Feuchtmayer. Einige Wessobrunner arbeiteten auch als Baumeister, wie etwa Johann und Joseph Schmuzer oder Dominikus  Zimmermann.

Einige Beispiele von Wessobrunner Stuck in Tirol: Basilika Wilten, Dom zu Innsbruck, Pfarrkirche Götzens, Stiftskirchen in Stams und Fiecht, Pfarrkirche Rattenberg, Helblinghaus Innsbruck, Notburgakirche Eben etc.