Die Erziehung der Kinder
1740 musste die 23-jährige Maria Theresia nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters
die Regierung der habsburgischen Erblande übernehmen. Sie hatte schon drei Kinder
zur Welt gebracht. Trotz der anstrengenden und zeitaufwändigen Herrscherpflichten
kümmerte sie sich um die Bedürfnisse ihrer Kinder, vor allem um deren Gesundheit,
Erziehung und geistigen Entwicklung.
Passten die Kinder im Alter und im Geschlecht zusammen, wurden sie paarweise erzogen.
In der „Kindskammer“ gab es einen Ajo (männlichen Erzieher) für die Knaben und eine
Aja (weibliche Erzieherin) für die Mädchen. Zusätzlich waren Kammerfrauen und anderes
Dienstpersonal vorhanden. Maria Theresia gab ihnen schriftlich oder mündlich genaue
Anweisungen. Von den Erziehern und Erzieherinnen forderte sie korrekte Einhaltung
ihrer Anweisungen und Strenge gegenüber den jungen Erherzögen und Erzherzoginnen.
Grundsätzlich entsprach die Erziehung den Normen der damaligen Zeit. Maria Theresia
war streng und hatte strikte Erziehungsgrundsätze. Als Grundpfeiler sah sie Gehorsam,
Frömmigkeit und Disziplin an. Widerspruch und Starrköpfigkeit wurden nicht geduldet.
Selbstverwirklichung gab es es nicht. Von frühester Kindheit an gehörten Gebete,
Andachtsübungen und der tägliche Messbesuch zur Selbstverständlichkeit. Sehr viel
Wert legte die Mutter auf richtige Ernährung, Körperpflege und Hygiene. Vor allem
die Zahnpflege war ihr ein wichtiges Anliegen. Jedes Detail war geregelt, nichts
war dem Zufall überlassen. Ständig erkundigte sich die Mutter und kontrollierte.
Mut zeigte Maria Theresia auch insofern, dass sie im Zuge der auftretenden Pocken
(Blattern) einige ihrer Kinder impfen ließ, was völliges Neuland bedeutete.
Ab dem fünften Lebensjahr stand jedem Kind ein Appartement mit fünf Räumen zu. Die
Schulbildung begann mit dem siebten Lebensjahr und dauerte meist bis zum 16. Lebensjahr,
wobei auch an Samstagen sowie an Sonn- und Feiertagen Unterricht war. Einen eigenen
Hofstaat erhielten die jungen Erzherzöge und Erzerzoginnen erst mit 16 Jahren.