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Adel im Barock

Friedrich Wilhelm von Haugwitz (Foto: A. Prock)Alle wichtigen Posten in der Regierung und Verwaltung der Habsburgermonarchie wurden vom Adel besetzt. Die alt eingesessenen Adelsfamilien scharten sich um den Herrscher und genossen sein Vertrauen. Es war eine hohe Ehre, bei Hof dienen zu dürfen. Doch das kostete auch viel Geld. Hohe Ministerposten mussten erkauft werden, die Summen betrugen zwischen 50.000 und 100.000 Gulden.

Grundsätzlich kann man zwischen dem Hochadel und dem Karriereadel unterscheiden. Zum Hochadel gehörten etwa die Liechtenstein, Kinsky, Auersperg, Schwarzenberg,Wenzel Anton Kaunitz (Foto: A. Prock) Erdödy, Esterhazy, Palffy u. a. Wer sich im Krieg oder in der Politik durch außergewöhnliche Leistungen hervortat, gehörte zum Karriereadel und konnte in den Hochadel aufsteigen. Dazu gehörten die Herrn Sonnenfels, Laudon, Bartenstein, Daun, Haugwitz und Kaunitz.

In der Zeit der Reformation traten vor allem in Böhmen viele Adelige zum Protestantismus über. Die Habsburger blieben siegreich und die meisten Adeligen konvertierten wieder zum Katholizismus zurück. Der österreichische Adel hatte großen Grundbesitz und war reich. Die Töchter wurden möglichst gut verheiratet, die Söhne erhielten Versorgungsposten bei Hof, in der Verwaltung, im Heer oder in der Kirche.

Bis etwa 1650 war das Hofleben spanisch geprägt. Dies betraf Sprache, Kleidung, Zeremoniell etc. Ab ca. 1650 stand alles Italienische im Vordergrund. Die bevorzugten Sprachen am Hof waren neben Deutsch Französisch und Italienisch. Französisch war jedoch erst im 18. Jh. beliebt.

Palais Kinsky in Wien (Foto: A. Prock)Der Adel verbrachte den Winter in den Palais in der Wiener Innenstadt, während er im Sommer auf seinen Gütern weilte, vorzugsweise in Böhmen, Ungarn und Mähren. Zu diesen Gütern gehörten Dörfer, Wälder, Felder und Äcker sowie Weinberge, die Untertanen mussten für den Herrn arbeiten und ihm Dienste leisten. Unter Kaiser Leopold I. wurde der Adel verpflichtet, sich bei Hofe aufzuhalten. Er musste präsent sein und den jeweiligen Alltagsbeschäftigungen des Kaisers zusehen. Dadurch stieg die Anzahl der Palais in Wien von 109 im Jahre 1664 auf 271 im Jahre 1701. Es seien hier nur die Palais Esterhazy, Kinsky, Auersberg, Harrach und Lobkowitz genannt. Nach dem Ende der Türkengefahr 1683 konnte vor den Mauern der Stadt gebaut werden. Zwischen 1683 und 1700 sollen nicht weniger als 200 Gartenpalais in der Umgebung Wiens entstanden sein. Einige sind noch erhalten, so die Palais Liechtenstein, Schwarzenberg, Schönborn und das Belvedere, das Sommerschloss des Prinzen Eugen.

Ab dem Rokoko, also mit Maria Theresia, änderte sich vieles, der Adel war nicht mehr an den Hof gebunden. Es gab kein richtiges Hofleben mehr in Wien. Der Prinz Eugen von Savoyen (Foto: A. Prock)Hochadel entwickelte sich zu einer vom kaiserlichen Hof völlig unabhängigen Oberschicht, die ihr eigenes gesellschaftliches Leben führte.

Der Adel führte ein eher angenehmes Leben: Theaterbesuche, Feste, Feierlichkeiten, Jagden, Karten- und Glücksspiel, Scheibenschießen, Schlittenfahrten und vieles mehr. Nicht nur die Damen legten sehr viel Wert auf ihr Äußeres, das betraf Mode, Schminke, Frisur, etc. Eine wichtige Stellung im täglichen Leben nahm üppiges und stundenlanges Essen ein. Viele vornehme Herren besuchten die zahlreichen Bordelle in Wien, um sich zu vergnügen. Man traf sich allerdings auch in Privathäusern. Maria Theresia gründete die sogenannte „Keuschheitskommission“, die für Ordnung und Sitte in Wien sorgen sollte.