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Schlösser, Paläste und Palais

Burg Rappottenstein (Niederösterreich, Foto: A. Prock)Ab ca. 1500 erfolgt die Entwicklung von der Burg zum Schloss bzw. zur Festung. Bei einer Burg handelt es sich um eine mittelalterliche Wohn- und Verteidigungsanlage mit hohen Festung Kufstein (Tirol, Foto: A. Prock) Mauern, Zinnen und Türmen. Zentrum ist der Bergfried, der von mehreren Höfen und Gebäuden umgeben ist. Auf den Burgen saßen die Landesfürsten und ihre Verwalter. Angenehmes Wohnen war in einer Burg kaum möglich, es war kalt, zugig und unfreundlich. Meist handelt es sich um Höhenburgen auf strategisch günstigen Landvorsprüngen. Burgen im Flachland sind häufig von einem Wassergraben umgeben. Mit dem Aufkommen der Feuerwaffen brach das Ende der Burgen an. Die Festung entstand im 15. Jh. nach italienischem Vorbild: wenig Höhe, breite Befestigungen aus Erde und Geröll, eingefasst von Stein- und Ziegelmauern, weitläufige Anlagen, Höfe. Grundsätzlich ging es nur um Verteidigung.

Unter Schloss versteht man einen repräsentativen Wohnsitz des Adels, meist unbefestigt und grundsätzlich symmetrisch gebaut. Ein Schloss steht grundsätzlich Schloss Rotholz bzw. Thurnegg (Tirol, Foto: A. Prock)nach allen Seiten frei, besitzt häufig einen Ehrenhof und einen Garten bzw. Park mit aufwändigen Wasseranlagen. Ein geeignetes Beispiel für den Übergang von der Burg zum Schloss in Tirol ist Schloss Tratzberg, entstanden um 1500. Anlagen der Renaissance weisen meist noch Türme auf und sind eher unregelmäßig gebaut. Beim Barockschloss sind die Wohngebäude strikt getrennt von jenen der Dienerschaft und den Bauten der Verwaltung. In der Zeit des Barock (17./18. Jh.) geht der Schlossbau mit der Herrschaftsform des Absolutismus einher. Die Fürsten wollten damit ihre Macht in der Architektur ausdrücken. Ganz wichtig war der Gedanke der Repräsentation, manifestiert in symmetrischen Architekturformen, Parks und Gärten sowie prächtig ausgestatteten Prunkräumen.

Schloss Tratzberg (Tirol, Foto: A. Prock)So wie die Herrschergestalt das Zentrum ihres Reiches darstellt, so soll das Schloss ihren Machtanspruch aufzeigen. Der weltliche Herrscher sieht sich als Vertreter Gottes auf Erden (französischer König als „Sonnengott“ - Sonne als Zentrum des Weltalls, um die sich alles dreht), besitzt absolute Macht, steht über dem Gesetz. Der Herrscher ist die Personifizierung des Staates. Niedere Adelige ahmten diese Vorstellungen oft nach.

Schlösser liegen meist auf dem Land. In den Städten bezeichnet man die Adelssitze als Palais. Beispiele sind die Palais Trapp und Sarnthein in der Innsbrucker Maria-Theresien-Straße sowie die Palais Kinsky und Esterhazy in Wien.

Die ältere Vierflügelanlage mit mindestens einem Innenhof entwickelt sich zur Dreiflügelanlage mit einem Ehrenhof. Vorbild ist Schloss Versailles bei Paris (Dreiflügelanlage mit Ehrenhof und Garten bzw. Park).  Dazu kommt die Einflügelanlage. Die Fassade ist häufig durch vorspringende Gebäudeteile (Risalite) sowie durch Pavillons gegliedert.

















Das Barockschloss greift in das umgebende Land aus, es entstehen Gärten und Parks. Der Barockmensch fühlt sich als Herr der Welt, will die Natur beherrschen und gestaltet sie nach seinen Vorstellungen: Symmetrie, Alleen, Parkwege, Wasserläufe und Kanäle, schnurgerade Hecken etc. Strahlenförmig führen oft Wege bzw. Straßen auf das Schloss zu, so wie alles Denken und Handeln auf die Gestalt des Herrschers gerichtet ist.  Statuen von antiken Gottheiten und Helden sollen auf die Bedeutung der Antike und die Tugenden der Herrscher hinweisen. Schon allein die Annährung an das Schloss, auf das „Zentrum des Reiches“, soll ein Erlebnis sein.  

Einige Beispiele in Österreich:

Tirol: Hofburg und Schloss Ambras (Innsbruck), Tratzberg, Rotholz
Salzburg: Mirabell, Hellbrunn, Leopoldskron
Niederösterreich: Schallaburg, Riegersburg, Schlosshof, Marchegg, Rosenau, Artstetten
Wien: Schönbrunn, Belvedere, Hofburg
Burgenland: Esterhazy (Eisenstadt), Halbturn