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Wand- und Deckenmalerei des Barock und Rokoko in Tirol

Auftraggeber waren vor allem die religiösen Orden, die Pfarrgemeinden und der Adel.

Engelskonzert in der Apsis in der Stiftskirche Stams (Egid Schor) (Foto: A. Prock)Im Frühbarock bis in die Zeit um 1700 waren die Fresken grundsätzlich klein und dem einrahmenden Stuckdekor untergeordnet. Der Tiroler Künstler Egid Schor (1626-1701), der in Rom lernte, begann die Stuckdekoration durch Illusionsmalerei zu ersetzen, die Stuck oder Architektur darstellte, was sich jedoch nicht sofort durchsetzte. Von ihm stammen die Fresken in den Seitenapsiden der Stiftskirche Stams (1696) und im Vestibül des Stiftes Wilten (1696).

Himmelfahrt und Krönung Mariens in der Mariahilfkirche in Innsbruck (Kaspar Waldmann) (Foto: A. Prock)Bei Kaspar Waldmann (1657-1720) sind die Fresken noch von Stuckdekor umgeben, zu sehen in der Kuppel der Mariahilfkirche in Innsbruck (1689) und im Gewölbe der Stiftskirche Wilten (1703). Ab ca. 1716 übernahm er die von Schor eingeführte Änderung. Sein Neffe Johann Joseph Waldmann (1672-1712) malte die gesamte Sebastianskapelle des Schlosses Thurneck (Rotholz) in Strass im Zillertal einheitlich illusionistisch aus: der an der Decke gemalte Wolkenhimmel geht in den Seitenwänden in Architektur- und Dekorationsmalerei über. Es handelt sich um das erste Beispiel dieser Art in Österreich. Bei der ovalen Chorkuppel der Klosterkirche in Rattenberg (1708-1711) öffnen zwei konzentrisch angeordnete Figurenreihen den Blick in den Himmel, in dem Heilige und Engel den hl. Augustinus verherrlichen.

Hl. Jakobus im Dom in Innsbruck (Fresko von Cosmas Damian Asam) (Foto: A. Prock)Wegweisend für die barocke Illusionsmalerei war Andrea Pozzo aus Trient, der die Regeln der Perspektivmalerei entwickelte und zusammenfasste. Cosmas Damian Asam (1686-1735) aus Bayern erhielt den Auftrag zur Ausmalung des Innsbrucker Doms (1722-1724) nach diesen Gesetzen. Original erhalten ist nur mehr das Kuppelfresko über dem Hochaltarraum, die anderen wurden nach Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg rekonstruiert. Beim Fresko über der Orgel werden die schon real vorhandenen Wandpfeiler durch gemalte Scheinarchitektur fortgesetzt und tragen ein Gewölbe. Von Asam stammt auch das Fresko im Sitzungssaal des Alten Landhauses (1734) mit der Darstellung der Reichtümer Tirols.

Der ebenfalls aus Bayern stammende Matthäus Günther (1705-1784) gehört schon dem Rokoko an. Sollen barocke Deckengemälde den realen Raum optisch höher und größer erscheinen lassen, etwa durch eine gemalte Kuppel, so sind Rokokofresken ganz anders konzipiert. Die gemalte Decke hat nichts mehr mit dem realen Raum zu tun, stellt aber eine eigene Sphäre dar. Am Rand des Freskos können Personen, Landschaften oder Architekturen dargestellt sein. Das zeigt sich etwa im Fresko mit dem Judith mit dem Kopf des Holofernes in der Basilika Wilten (Matthäus Günther) (Foto: A. Prock)Letzten Abendmahl in der Pfarrkirche Rattenberg (1737), bei den Deckengemälden in der Stiftskirche Fiecht (1744-1755), in der Basilika Wilten (1754) und in der Pfarrkirche Götzens (1775). Günther bevorzugt das asymmetrische Anlaufen von Szenen, die versatzstückhafte Verteilung einzelner Bildelemente über die Bildfläche und die extreme Verkürzung von Figuren und Architekturen.

Johann Georg Bergmüller (1688-1762) malte 1747 die Pfarrkirche in Fulpmes aus, Johann Georg Wolcker das Langhaus und den Chor der Stiftskirche Stams (1731-1734). Beide kommen auch aus Süddeutschland.

Ab ungefähr der Mitte des 18. Jh. treten vermehrt in Tirol gebürtige Künstler in den Vordergrund, von denen viele in Italien und Wien lernten. Heimsuchung in der Pfarrkirche Gschnitz (Anton Zoller) (Foto: A. Prock)Anton Zoller (1685-1768) orientiert sich sowohl am perspektivischen Schema von Andrea Pozzo, aber auch an Asam und Günther. 1757 schuf er die Fresken in der Pfarrkirche Telfes im Stubaital, 1759 in der Pfarrkirche Gschnitz. Sein Sohn Joseph Anton Zoller (1730-1791) hinterließ seine Spuren in der Pfarrkirche Neustift im Stubaital (1772) und in der Filialkirche in Oberpettnau (1774).

Heilige in der Pfarrkirche Ranggen (Franz Anton Zeiller) (Foto: A. Prock)Aus Reutte stammt die Familie Zeiller. Franz Anton Zeiller (1716-1794) malte die Langhausfresken in den Pfarrkirchen Stams (1755), Ranggen (1778) und Weer (1779) und geht schon in den Klassizismus über. Sein Vetter Johann Jakob Zeiller (1708-1783) schuf ein Meisterwerk mit der Decke der Pfarrkirche Elbigenalp (1776).

Von großer Bedeutung war der Südtiroler Paul Troger (1698-1762), der jedoch vor allem in anderen Bundesländern, etwa in Niederösterreich (Bibliothek und Marmorsaal von Stift Melk, Kuppel der Stiftskirche Altenburg u. a.) arbeitete.

Aus Steinach am Brenner stammt Martin Knoller (1725-1804), Hl. Karl Borromäus in der Karlskirche Volders (Martin Knoller) (Foto: A. Prock)ein Schüler Trogers, von dem in Tirol die hervorragenden Fresken in der Pfarrkirche Anras (1754), der Karlskirche Volders (1765) und dem Parissaal im Palais Taxis in Innsbruck (1785/86) stammen. Er geht vom Barock in den Rokoko und weiter in den Klassizismus.

Als sehr volkstümlicher Maler des Rokoko gilt Christoph Anton Mayr aus Schwaz (1720-1771), was seine meist einfachen und manchmal derben Figuren zeigen. Werke von ihm finden sich in der ehemaligen Klosterkirche St. Martin in Schwaz (1764), in der kleinen Kreuzkirche in Pill (1767) und in der Pfarrkirche in Söll (1768).

Durch verwandtschaftliche Beziehungen kam der Wiener Josef Adam Mölk (1714-1794) nach Tirol und malte hier etwa die Pfarrkirchen in Ebbs (1750), Hall (1752), Matrei am Brenner (1755) und Lienz (1761) aus.

Den Auftrag für die drei Fresken im Riesensaal der Innsbrucker Hofburg (1775/76) erhielt der Wiener Hofmaler Franz Anton Maulbertsch (1724-1786). Hier zeigt sich klar der Klassizismus - die einzelnen Figurengruppen sind klar abgegrenzt und übersichtlich miteinander verbunden, die Komposition ist deutlich umrissen, die Farben eher zurückhaltend.

Schon ganz dem Klassizismus gehört Joseph Schöpf (1745-1822) an der mit Andreas Nesselthaler etwa die Pfarrkirche Brixen im Thale (1795) ausmalte.