Das Adelige Damenstift - ewiges Gedächtnis für Franz Stephan
Maria Theresia gründete in Innsbruck das adelige weltliche Damenstift „zum ewigen
Gedenken“ ihres Gatten in einem Anbau der Hofburg am Burggraben über dem heutigen
Gasthof Stiftskeller. Die Stiftsamen, die meist aus verarmten Tiroler Adelsfamilien
stammten, mussten 16 adelig geborene Ahnen sowie eine adelige Abstammung bis zur
vierten Generation nachweisen können. Weiters mussten sie mindestens 24 Jahre alt
sein, katholisch sowie einen tugendhaften Lebenswandel führen. Ihre Zahl war mit
zwölf begrenzt. Die Eröffnung fand am 8. Dezember 1765 statt.
Wichtigste Aufgabe der Stiftsdamen war das Gebet für Franz Stephan. Jeden Vormittag
mussten sie zwei Messen beiwohnen und am Abend zur Todesstunde des Kaisers das Totenoffizium
beten. Die Damen trugen schwarze Kleidung, konnten jederzeit aus dem Stift austreten,
heiraten oder einem geistlichen Orden beitreten. Die Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen
sowie Spazierfahrten und Gartenfesten war erlaubt, der Besuch von Maskenbälle und
Komödien verboten.
Erste und einzige Äbtissin des Stifts war Erzherzogin Maria Elisabeth, eine Tochter
Maria Theresias. Ihr Gesicht und ihr ganzer Körper waren durch die Pocken arg entstellt,
weshalb sich ihre Heiratspläne zerschlugen. Ihr Bruder Kaiser Joseph II. schickte
sie nach dem Tod Maria Theresias nach Innsbruck. Wegen ihres Kropfes wurde sie „kropferte
Liesl“ genannt. Sie war jedoch sehr freundlich und leutselig, bildete einen gesellschaftlichen
Mittelpunkt der Stadt und nahm an zahlreichen Festen teil. 1805 floh sie vor den
Truppen Napoleons nach Wien.
Von 1805-1814, der Zeit der bayerischen Regierung in Tirol, war das Damenstift aufgelöst.
Es besteht allerdings heute noch, der Tiroler Landeshauptmann ist für die Bestellung
der Stiftsdamen zuständig. Untergebracht sind derzeit zwei Stiftsdamen.