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Freskomalerei

Fresko in der ehemaligen Jesuitenkirche in Wien (Andrea Pozzo, 1703)Unter Fresko versteht man die Malerei auf frischem Putz Kalkputz. Während des Trocknens werden die Farbteile gebunden. Bildträger ist entweder die Wand oder die Decke. Grundsätzlich legt die Architektur den Raum für die Freskomalerei fest. An erster Stelle steht die räumliche Wirkung, dann kommt der Inhalt. Das Kunsterlebnis des Barock ist ein Einklang von Raum und Malerei, was eine gegenseitige Ergänzung bewirkt.

Die Grundlagen werden schon in der Renaissance gelegt. Die Prinzipien der Gegenreformation, festgelegt im Konzil von Trient (1545-1563), bei denen es vor allem um die Wiedererstarkung und Festigung des katholischen Glaubens ging, zeigen sich vor allem in den barocken Fresken. Der gläubige Mensch soll mit allen Sinnen überzeugt werden, dass der katholische Glaube - im Gegensatz zur Lehre Martin Luthers - der richtige ist. Dazu dienen Übertreibung, Pathos, Theatralisches, Illusion (Täuschung) und Farbenpracht.

Einer der wichtigsten Begriffe ist die Illusion (Täuschung) - Räume sollen größer und höher erscheinen, als sie wirklich sind. Die Decke soll den Blick in den mit Heiligen besetzten Himmel freigeben. Durch illusionistische Fresko im Innsbrucker Dom (Cosmas Damian Asam, 1722-1724)Perspektivenmalerei werden optisch Räume, etwa Kuppeln, vorgetäuscht, die real nicht vorhanden sind. Wegbereiter dazu war Andrea Pozzo aus Trient, der etwa in der Jesuitenkirche in Wien einen Kuppelraum in ein real vorhandenes halbrundes Tonnengewölbe malte. Beim Innsbrucker Dom steigen die ovalen Kuppeln vom Rand 1,5 m senkrecht an, sind aber oben ganz flach.

Zwei große Hauptthemen stehen im Vordergrund, erstens die katholische Religion mit der Verherrlichung der Heiligen und göttlichen Personen sowie Themen aus der Bibel und anderen heiligen Schriften, zweitens die Verherrlichung weltlicher Personen - vor allem der Habsburger als Türkenbesieger und Retter des Abendlandes. Beide Themen sind oft mit Darstellungen aus der antiken Götterwelt und Mythologie verbunden.  


Religiöse Themen

Verherrlichung des hl. Benedikt von Nursia in der Stiftskirche Melk (Johann Michael Rottmayr, 1719)Grundsätzlich geht es um den Kampf zwischen Gut und Böse bzw. des Lichtes gegen die Finsternis, zwischen der göttlichen Welt und dem Satan, zwischen dem Christentum und dem Unglauben, wobei der Unglaube oft in Form der Türkenbedrohung dargestellt wird. Weiters finden sich Themen aus der Geschichte der großen Ordensgründer bzw. Ordensleute (hl. Benedikt von Nursia, hl. Augustinus, hl. Bernhard von Clairvaux u. a.), die Verbreitung des christlichen Glaubens durch Apostel, Heilige und Engel auf die vier Erdteile, Visionen und himmlische Erscheinungen der Heiligen, Darstellung von Ortsheiligen, die Gegenüberstellung von Tugenden und Lastern sowie Szenen aus dem Leben der Maria und von Jesus  sowie die Allerheiligste Dreifaltigkeit. Zu finden sind solche Darstellungen in den großen barocken Stiften wie etwa Melk, Göttweig, Altenburg, Stams, Wilten etc.


Weltliche Themen

Kaiser Karl VI. als Sonnengott Apoll im Stiegenhaus von Stift Göttweig (Paul Troger, 1739)Herrscher und berühmte Feldherrn, etwa Mitglieder des Hauses Habsburg und Prinz Eugen, werden in Gestalt antiker Gottheiten für ihre Verdienste verherrlicht und nehmen gottähnlichen Status an. Weitere Themen sind die Genealogie der Herrscherhäuser und die Verherrlichung der Dynastien sowie Darstellungen der Orts- und Landesgeschichte. Auf solche Fresken trifft man nicht nur in Schlössern und Palais, sondern auch in Stiften und Dorfkirchen.


Die Entstehung eines Freskos

Auf ein Stein- bzw. Ziegelgewölbe oder ein Holzgewölbe wird der Unterputz oder Grobputz aufgetragen, darüber der dünne Feinputz (eigentlicher Malputz). Eine Vorzeichnung kann schon auf dem Unterputz angebracht werden. Der Malputz wird in Form von Tagewerken bemalt. Der Künstler trägt schon am frühen Morgen so viel Malputz auf, wie er erfahrungsgemäß an einem Tag bis zum Trocknen des Putzes bemalen kann. Nach dem Trocknen muss eventuell vorhandener Feinputz abgeschlagen werden. Die Größe der Tagewerke beträgt in der Regel 1 m² bis 10 m². Cosmas Damian Asam benötigte für die 120 m² große Hauptkuppel des Innsbrucker Doms im Juli 1772 insgesamt 15 Tagewerke, Matthäus Günther für das ca. 200 m² große nördliche Kuppelgewölbe der Pfarrkirche Götzens 15 Tagewerke, Paul Troger für die Decke des Melker Marmorsaals von ca. 300 m² 177 Tagewerke.

Die zwei Hauptmöglichkeiten zur Übertragung von anfertigten Skizzen waren das Gitter und der Karton. Beim Gitter wurde die Skizze mit einem kleinen Quadratraster überzogen, auf den Feinputz wurde ganz dünn ein großes Quadratraster aufgetragen. So konnten die Umrisse von Figuren, Architekturen etc. leicht übertragen werden. Unter Karton versteht man einen großen Bogen festen Papiers, meist 2x2 m, auf den die Umrisse von Figuren, Architekturen in Originalgröße etc. aufgezeichnet wurden. Ein Fresko wurde so aus zahlreichen Kartons zusammengesetzt. Diese Kartons konnten auf dem Feinputz leicht befestigt und die Umrisse der Darstellungen mit einem Griffel in den Malputz eingedrückt werden. Als zweite Möglichkeit konnte man mit einer Art Nadel in gewissen Abständen die Umrisse des Dargestellten durchlöchern, den Karton auf den Feinputz legen und mit Hilfe eines Kohlestaubbeutels bei diesen Löchern punktartige Markierungen auf dem Feinputz anbringen.


Bedeutende Freskomaler in Österreich - eine kleine Auswahl ihrer Werke