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Weltliche Architektur des Barock und Rokoko in Tirol
Mit dem Ende der Tiroler Linie der Habsburger im Jahre 1665 verlor Innsbruck nicht nur seine herausragende Stellung als Residenzstadt, auch seine Bedeutung als Kulturzentrum ließ stark nach. Die Regierung hatte der Kaiser in Wien inne, vertreten durch Statthalter. Neue Impulse kamen mit den Statthaltern Herzog Karl von Lothringen (1678-1690) und Herzog Philipp von der Pfalz (1707-1717).
Unterschieden werden muss zwischen den Wohnhäusern des Bürgertums, den Palais des Adels und Schlossbauten.
Das Bürgertum ließ sich vor allem entlang des Inns am Innrain und der Neustadt (Maria-Theresien-Straße) nieder, während der Adel seine Palais in der Neustadt errichtete. Die führenden Baumeister dieser Zeit stammten aus der Familie Gumpp.
Vor allem ist Johann Martin Gumpp der Ältere (1643-1729) zu nennen, der als Palaisbaumeister in die Geschichte eingegangen ist. Von ihm stammen in der Maria-Theresien-Straße die Palais Fugger-Taxis (ab 1680), Troyer-Spaur (um 1681-1683), Sarnthein (1681-1685) und Trapp (um 1700) sowie außerhalb der Stadt das Palais Ferrari (1685-1690).
Wegweisend war der Bau des Palais Fugger-Taxis, mit dem Gumpp einen Prototyp des barocken Profanbaus in Innsbruck schaffte. Er führte den oberitalienischen Palaststil der Stadt Genua bei uns ein. Es handelt sich um eine Dreiflügelanlage in U-Form, wobei der Hauptteil sich entlang der Straße erstreckt. Nach hinten schloss ein Garten bzw. Park an, wie er noch beim Palais Trapp vorhanden ist. Gumpp überschwemmt seine Fassaden gerne mit üppigem und schwerem Stuckdekor der sich auf die Fenster konzentriert: Masken, Fratzen, Groteskes. Die Horizontale und Vertikale werden stark betont. Durch das Hauptportal gelangt man in ein Vestibül, von wo eine Treppenanlage in das herrschaftliche Obergeschoss führt. Dort befindet sich der zweistöckige Hauptsaal mit Fresken von Martin Knoller. Über dem Hauptgeschoss liegt ein niedrigeres Geschoss für die Dienerschaft.
Johann Martin Gumpp d. Ä. gestaltete auch das Alte Regierungsgebäude (1690-1692) in der Altstadt um.
Als Höhepunkt der weltlichen Architektur in Tirol ist das Alte Landhaus (1725-1728) in der Maria-Theresien-Straße von Georg Anton Gumpp zu sehen. Dabei umschließt eine Dreiflügelanlage einen Innenhof, an dessen vierter Seite die Kapelle anschließt. Die Straßenfassade ist sehr abwechslungsreich mit einem Mittelrisalit mit Balkon, Vor- und Rückspringen sowie einem Wechsel von bewegten und geraden Formen gestaltet. Deutlich zeigt sich der Unterschied zum Palais Fugger-Taxis. Ein Prunkstiegenhaus führt zum prächtigen Sitzungssaal der Landesregierung.
Was den Schlossbau betrifft, so ist vor allem der Umbau der Hofburg in Innsbruck zu erwähnen. Die mittelalterliche Anlage, die auf Erzherzog Sigmund dem Münzreichen und Kaiser Maximilian I. zurückgeht, wurde im Auftrag Maria Theresias 1754-1756 von Johann Martin Gumpp d. J. (Hofgassentrakt, Nord- und Westtrakt) und 1765-1769 von Johann Konstantin Walter nach Plänen des Wiener Hofarchitekten Nikolaus Pacassi (Rennwegfront) umgebaut.
Zu Strass im Zillertal gehört Schloss Thurneck bzw. Rotholz, 1704-1706 im Auftrag der Grafen Tannenberg zu einer Dreiflügelanlage umgebaut. Vorhanden war schon eine Jagdschloss Erzherzog Ferdinands II. aus dem 16. Jh. Angschlossen war ein Tiergarten zum Jagen. Heute ist dort die Landwirtschaftliche Lehranstalt Rotholz untergebracht.
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