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Frisuren zur Zeit Maria Theresias

Kaiser Joseph I. mit Alongeperücke (Hofburg Innsbruck, BHÖ, Foto: A. Prock)Bei den Männern begann unter König Ludwig XV. von Frankreich ab ca. 1673 die große Zeit der hüftlangen Alonge-Perücke. Mit dem Blütenstaub von Schwertlilien konnten die Perücken blond gefärbt werden, mit geriebener Muskatnuss kastanienbraun und mit einer Mischung aus Eichenwurzel-Rinde, grünen Walnussschalen, Rotwein und Mytenöl schwarz. Material für Perücken war neben Menschenhaar auch das Haar verschiedener Tiere wie Pferde, Rinder und Schafe. Bart wurde grundsätzlich nicht mehr getragen.

Erzherzog Maximilian (Hofburg Innsbruck, BHÖ, Foto: A. Prock)Mit dem Tod Ludwigs XV. im Jahre 1715 verschwand die Allonge-Perücke. Das Militär hatte schon lange das eigene Haar oder das Haar der Perücke seitlich gekürzt und im Nacken zu einem Zopf geflochten oder zu kleinen Knoten gebunden. An verschiedenen Höfen setzte sich der Zopf der Soldaten durch. Man konnte aber auch das im Nacken zusammengebundene Perückenhaar in einen Haarbeutel aus schwarzem Taft stecken, der mit einer schwarzen Schleife geschlossen wurde. Man sprach von der Zopf- oder Haarbeutelfrisur. Auf die Perücken wurde weißer Puder aus Weizenmehl oder Bohnen- und Stärkemehl aufgetragen. Für Kopfbedeckungen waren die Perücken nicht geeignet, weshalb man den Dreispitz aus schwarzer Seide vorwiegend in der Hand oder unter dem Arm trug.

Die Haarbeutelfrisur war im ganzen 18. Jh. verbreitet. Die Perücke war weiterhin sehr beliebt. Nach den herabhängenden Seitenlocken kamen in den 50er Jahren seitlich waagrecht angeordnete Lockenreihen dazu. Das Haar über der Stirn wurde glatt nach hinten frisiert. Um 1767 wurde das glatte Hinterhaar im Nacken hochgeschlagen und zu einer Schlaufe gebunden. Beliebt war weiterhin das Pudern der Perücke bzw. der eigenen Haare. Als Hut diente weiterhin der Dreispitz.

Maria Theresia (Hofburg Innsbruck, BHÖ, Foto: A. Prock)Bei den Frauen herrschte Ende des 18. Jh. die sogenannteErzherzogin Maria Anna (Hofburg Innsbruck, BHÖ, Foto: A. Prock) Fontange vor. Die Stirn wurde ausrasiert, darüber ein Gebilde aus Metallstäben und gesteiftem Leinen aufgebaut, das mit Bändern und Spitzen verziert wurde. Der Hinterkopf wurde durch eine spitzenbesetzte Haube bedeckt. Bei festlichen Anlässen wurde das Haar lockig gestaltet und mit Edelsteinen und Perlen geschmückt. Die Fontange konnte eine ziemliche Höhe erreichen und verschwand erst im ersten Viertel des 18. Jh.

Danach waren die Frisuren möglichst einfach und lagen flach am Kopf auf. Vorbild dazu waren die Frisuren einfacher Frauen, etwa der Schäferinnen und Bäuerinnen. Zur Verzierung gab es Schleifen, Federn, Blumen und Schmuck. Grundsätzlich wurde wie bei den Männern weiß oder grau gepudert.

Ab ca. 1730 bestand die Alltagsfrisur aus einer Fülle kleiner gepuderter Locken. Bei Festlichkeiten Maria Ludovica von Spanien (Hofburg Innsbruck, BHÖ, Foto: A. Prock)schmückte man das weißgepuderte Haar mit langen Locken und aufgesteckten Nadeln, Erzherzogin Maria Antonia (Hofburg Innsbruck, BHÖ, Foto: A. Prock)Blumen und Spitzenbändern. In den 40er Jahren wurde das Haar streng nach hinten gekämmt und am Hinterkopf zu einem Lockenkranz gestaltet. Seitlich über der Stirn befand sich ein Büschel aus Woll- oder Seidenfäden, geschmückt mit Diamanten, Federn und Spitzen.

Um ca. 1750 wurden die Frisuren wieder komplizierter, Perücken und zusätzliche Haarteile wieder beliebter. Es gab Aufbauten aus Draht oder Fischbein, welche die dreifache Gesichtslänge erreichen konnten. Als Grundform wurde das Haar über der Stirn straff nach oben gezogen, seitlich und am Hinterkopf zu Lockenwülsten frisiert mit manchmal herabhängenden Lockensträhnen. Zusätzlich wurden Federn, Spitzen, Perlen u. a. untergebracht. Teilweise konnten die Aufbauten abenteuerliche Formen annehmen, eingearbeitet wurden Straußenfedern, Gemüsegärten, Kanarienvögel, Schiffe etc.