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Reisen im Barock
Wer reiste in früheren Zeiten? Das Reisen früher war grundsätzlich sehr beschwerlich und zeitaufwändig. Reisen unternahmen Diplomaten, Gesandte, Studenten, Handwerker auf der Suche nach Arbeit, Abenteuerer und natürlich Händler und Kaufleute. Ärmere Leute gingen zu Fuß, sie konnten sich kein Pferd und keine Postkutsche leisten. Sonst waren Pferde, Kutschen, Karren und andere Arten von Wägen in Verwendung.
Ab dem 17. Jh. unternahmen viele junge Adelige sogenannte Kavaliersreisen, die sich über mehrere Jahre erstrecken konnten und vor allem der Bildung dienten. Bevorzugte Länder waren Italien und Frankreich mit ihren kulturellen Sehenswürdigkeiten.
Der Großteil der Bevölkerung reiste gar nicht. Für sie bestand die Möglichkeit einer Pilgerreise, für die Männer der Dienst im Krieg als Soldat. Dabei gingen die Menschen zu Fuß und legten pro Tag zwischen ca. 20-35 km zurück. In der Ebene waren weitere Strecken möglich als im Gebirge oder im Hügelland.
Im 17. Jh. reiste man meist zu Pferde, im 18. häufiger mit der Kutsche. Als Beispiel seien hier Reisen des Tiroler Baumeisters Jakob Prandtauer angeführt, der in St. Pölten wohnte. Von St. Pölten bis Melk (30 km) benötigt er bei schönem Wetter 5-7 Stunden, von S. Pölten bis St. Florian in Oberösterreich (ca. 115 km) 20-28 Stunden.
Sowohl zu Fuß als auch mit der Kutsche bzw. mit dem Karren kam man pro Tag durchschnittlich ca. 20-35 km, je nach Beschaffenheit des Geländes und der Straßen. Die Straßen waren holprig und löchrig, immer wieder gab es Radbrüche und Überfälle. Gereist wurde am Tag, in der Nacht war es zu gefährlich. Rund alle 25 km bestanden Poststationen, wo man Unterkunft nehmen und die Pferde wechseln konnte.
Die Reisen der Herrscherfamilien liefen nach einem strengen Zeremoniell ab, möglichst nichts wurde dem Zufall überlassen und doch ereignete sich sehr viel Unvorhergesehenes. Das Herrscherhaus übernachtete gerne in den großen barocken Stiften, die alle „Kaiserzimmer“ besaßen. Besonders bekannt sind Stift Melk und Stift St. Florian. Grundsätzlich war die Unterbringungen von Hunderten von Menschen ein Problem. Das Personal schlief, wenn es die Jahreszeit erlaubte, im Freien bzw. in Zelten.
Kaiser Karl VI. nahm auf seine Reise nach Prag 109 Wagen mit 642 Zug- und 69 Reitpferden mit, die gesamte Reisegesellschaft umfasste 530 Personen. In Linz wurde die Erbhuldigung entgegengenommen, im Mühlviertel und im Salzkammergut gab es große Jagden, was natürlich sehr viel Zeit in Anspruch nahm.
Im Jahre 1765 begab sich die kaiserliche Familie (Maria Theresia, Franz Stephan von Lothringen, die Kinder Joseph, Leopold, Maria Anna und Maria Christina) von Wien nach Innsbruck - grob gesprochen an die 700 km. Erzherzog Leopold heiratete in der Tiroler Landeshauptstadt die spanische Prinzessin Maria Ludovica. Die Strecke führte von Wien über Mürzzuschlag, Graz, Leoben, Judenburg, Klagenfurt, Lienz, Pustertal nach Brixen und von dort über den Brennerpass nach Innsbruck. Elf Tage wurden dafür benötigt, doch es muss berücksichtigt werden, dass immer wieder Empfänge und kleine Feierlichkeiten stattfanden. Am 4. Juli 1765 verließ die Familie Wien, am 15. Juli kam sie in Innsbruck an. Der Reisezug umfasste 60 Kutschen, 368 Zugpferde waren nötig. Die Tiere mussten wegen der langen Strecke mehrfach gewechselt werden. Einerseits mussten die Bauern Pferde bereitstellten, andererseits wechselte man an den Poststationen. Allein auf der Strecke von Lienz nach Innsbruck wurden 2.532 Pferde benötigt. Es soll auch noch erwähnt werden, dass die Hochzeitsgesellschaft aus 450 Personen bestand, einschließlich Hofstaat, Küchenpersonal, adelige Gäste, Minister, Geistliche etc.
Ein weiteres Beispiel soll die Strapazen des Reisens aufzeigen. 1738/39 reisten Maria Theresia und ihr Gatte Franz Stephan von Lothringen von Wien nach Florenz. Sie verließen Wien am 17. Dezember 1738 und kamen am 21. Jänner 1739 in Florenz an. Der Hofstaat der Monarchin umfasste 62, jener ihres Gatten 132 Personen. Insgesamt reisen 453 Personen, dabei waren auch Kammerherren, Diener, Ärzte, Köche, Schneider, Bäcker, Schreiber, Apotheker, Wasserträger, Heizer, Wäscherinnen, Beichtväter etc. Insgesamt waren 34-39 Kutschen für die Personenbeförderung, 17-21 Wagen für das Gepäck nötig. An den einzelnen Stationen mussten teilweise bis zu 300 Pferde bereitgestellt werden. Der Abstand von Station zu Station betrug etwa 25 km, was etwa einer Tagesetappe entsprach. Die Route führte über Neunkirchen, Bruck an der Mur, Judenburg, St. Veit, Spittal an der Drau, Lienz, Bruneck, Bozen, Trient, Ala, Mantua, Mirandola, Bologna, Firenzuola nach Florenz. Die Gesamtstrecke betrug knapp 1000 km. Auch auf dieser Reise gab es überall Aufenthalte, Empfänge, Theateraufführungen etc.
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