© Anton Prock 2013

Österreich im 18. Jahrhundert


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Der Spanische Erbfolgekrieg

König Karl II. von Spanien (KHM, Wien)Kaiser Maximilian I. war in erster Ehe mit Maria von Burgund verheiratet. Ihr Sohn Philipp der Schöne heiratete die spanische Prinzessin Johanna die Wahnsinnige. Dadurch entstanden zwei Linien der Habsburger - die österreichische und die spanische Linie. Im Jahre 1700 starb der letzte spanische Habsburger. Zu Spanien gehörten weite Teile Mittel- und Südamerikas, die Philippinen, das Herzogtum Mailand, das Königreich Neapel-Sizilien und die Spanischen Niederlande.

König Karl II. von Spanien war von Geburt an kränklich und es zeichnete sich schon früh ab, dass er keinen Thronerben haben würde. Das bedeutete das Ende der spanischen Linie der Habsburger. Sowohl die österreichischen Habsburger als auch das französische Königshaus war mit der spanischen Linie der Habsburger durch zahlreiche Heiratsverbindungen eng verbündet.


Karl II. bestimmte den bayerischen Prinzen Joseph Ferdinand, den ältesten Sohn von Kurfürst Max Emanuel und seiner Gattin Maria Antonia, einer Habsburgerin, zum Erben. Maria Antonias Eltern waren Kaiser Leopold I. und die spanische Infantin Margarita Teresa. Da auch die Mutter Kaiser Leopolds eine spanische Habsburgerin war, bestanden Ansprüche Joseph Ferdinands auf die spanische Krone. Österreich und Frankreich hätten nichts dagegen gehabt. Doch dann starb der siebenjährige Joseph Ferdinand völlig unerwartet im Jahre 1699.


Nun begann der Kampf um das spanische Erbe erneut. In seinem letzten Testament bestimmte König Karl II. als Erben Erzherzog Karl, Sohn von Kaiser Leopold I. Dieser wurde König Karl III. von Spanien. Doch kurz vor seinem Tod konnten die Franzosen Karl II. bewegen, dieses Testament nochmals zugunsten von Philipp von Anjou, Enkel des französischen Königs Ludwig XIV., zu ändern. Kaiser Leopold I. konnte diese Änderung nicht akzeptieren. Die Folge war der Spanische Erbfolgekrieg mit den österreichischen Habsburgern und den französischen Bourbonen als Hauptkontrahenten. Beide hatten jeweils Verbündete, so war etwa Bayern auf der Seite Frankreichs und England hielt zu Annasäule in Innsbruck (Foto A. Prock)Österreich. Aufgrund der Bündnissysteme wurde der Krieg nicht nur in Spanien, sondern auch in Süddeutschland, Italien und in der Niederlanden ausgetragen. Da es ein europäischer Krieg war, spricht man gerne vom „ersten Weltkrieg“.


Das mit Frankreich verbündete Bayern marschierte 1703 auch in Tirol ein, was als “Boarischer Rummel” in die Tiroler Geschichte eingegangen ist. Am Annatag des Jahres 1703 wurden die Bayern wieder aus Tirol vertrieben. Daran erinnert die Annasäule in der Maria-Theresien-Straße in Innsbruck.


Karl, zweiter Sohn Kaiser Leopolds I., war ab 1703 als König Karl III. in Spanien, musste aber nach dem Tod seines Bruders Joseph I. im Jahre 1711 zum Antritt der Nachfolge nach Wien reisen und ging als Kaiser Karl VI. in die Geschichte ein.

Karl war ursprünglich auch für den geistlichen Stand bestimmte gewesen und von den Jesuiten erzogen worden. Noch war der Spanische Erbfolgekrieg nicht zu Ende und es sah günstig für Österreich aus. Der österreichische Feldherr Prinz Eugen und der englische Feldherr John Marlborough konnten Erfolge erzielen und vor allem Bayern unterwerfen. 1704 fand die siegreiche Schlacht von Höchstädt und Blendheim an der Donau unter der Leitung von John Marlborough statt. Der Herzog erhielt von der englischen Königin Land und Geld und baute das berühmte Schloss Blenheim nahe Oxford, in dem später Sir Winston Churchill als einer seiner Nachfahren geboren wurde.

Es sah sehr günstig für Österreich aus. Doch unerwartet schwenkte England um. Es fürchtete im Falle eines österreichischen Sieges, dass das Habsburgerreich in VerbiSchloss Blenheim in England (Foto A. Prock)ndung mit dem spanischen Weltreich zu mächtig werden könnte. Frankreich, militärisch mehr oder weniger ziemlich am Ende, ergriff die Gelegenheit und marschierte wieder los. 1713 blieb im Frieden von Utrecht Spanien bei den Bourbonen, 1714 wurde Karl im Frieden von Rastatt dafür mit den Spanischen Niederlanden sowie Mailand, Neapel und Sardinien entschädigt. Bedingung für die Anerkennung Philipps von Anjous als rechtmäßigen Thronerben war, dass Frankreich und Spanien getrennt blieben. England konnte damals Gibraltar erwerben.