© Anton Prock 2013
Die Kinder Maria Theresias
Erzherzogin Maria Antonia (Marie Antoinette)
(1755-1793)
Zur Zeit Maria Antonias war der einstige Feind Frankreich zum Freund und Bundesgenossen
geworden. Eine Verbindung mit dem französischen Königshaus schien mehr als günstig.
Mit elf Jahren wurde der 1754 geborene Prinz Louis-Auguste nach dem Tod seines Vaters
Dauphin (Thronerbe), die Regierung hatte sein Großvater König Ludwig XV. inne, der
auch um die Hand der 14-jährigen Maria Antonia anhielt.
Schnell musste die junge Prinzessin Französisch und tanzen lernen. Die Hochzeit war
für 1770 geplant und Maria Theresia gab ihrer Tochter vor der Abreise unzählige Ratschläge
mit. In Strassburg, an der Grenze zwischen dem Heiligen Römischen Reich Deutscher
Nation und Frankreich, fand auf einer Insel im Rhein die Übergabe der Braut statt.
In einem eigens errichteten Pavillon musste die Braut ihre Kleider bis auf die Unterwäsche
ablegen und französische Kleidung und Schmuck anlegen. Auch ihr Hofstaat wurde ausgewechselt.
Aus Maria Antonia war nun Marie Antoinette geworden. Sie war sehr verzweifelt und
weinte immer wieder.
Auch der fünfzehnjährige Dauphin fühlte sich beim ersten Treffen überhaupt nicht
wohl. Die Hochzeit war von unzähligen Festessen, Maskenbällen, Feuerwerken, Empfängen
etc. umrahmt. Bei einem der Feuerwerke brach Panik aus und 139 Menschen starben,
Hunderte wurden verletzt. In der Hochzeitsnacht spielte sich nichts ab, weder der
Bräutigam noch die Braut hatten irgendwelche Erfahrungen. Der Dauphin konnte aufgrund
einer harmlosen Vorhautverengung die Ehe nicht vollziehen, ließ den Makel aber auch
nicht durch eine Operation beheben. Am Hof brodelte die Gerüchteküche. Es wurde von
Beziehungen Marie Antoinettes zu zahlreichen Männern gemunkelt. Die junge Braut suchte
Abwechslung im Glücksspiel und in Festlichkeiten. Ludwig aber war verzweifelt, sah
sich als zeugungsunfähig an, war komplexbehaftet und depressiv. Erst sieben Jahre
nach der Hochzeit konnte Kaiser Joseph II. bei einem Besuch Ludwig von einem kleinen
chirurgischen Eingriff überzeugen, und damit war das Eis geboren. 1778 kam die Tochter
Marie Thérèse zu Welt, das einzige Kind, das überlebte. Zwei Söhne und eine Tochter
starben noch im Kindesalter.
Eine eigene Welt war das Hofleben, voll von Intrigen, genauen Regeln, Geboten und einem starren Zeremoniell. Privatleben hatte Marie Antoinette praktische keines, ständig wurde sie beobachtet, belauscht und ausspioniert.
1774 wurden nach dem Tod von König Ludwig XV. der 18-jährige Dauphin (König Ludwig
XVI.) und die 19-jährige Dauphinin zum Königspaar. Marie Antoinette lebte extrem
verschwenderisch, gab Unsummen für Feste, Mode, Schmuck, Pferderennen und Glücksspiel
aus. Frankreich hingegen litt unter Missernten, Teuerungen und dem ausbeuterischen
Adel. Millionen Menschen hungerten, wohnten in unzureichenden Behausungen und mussten
betteln. Das fachte den Unmut von großen Teilen der Bevölkerung stark an, welche
die Verschwendungssucht der Königin anprangerte.
Als Marie Antoinette klar wurde, wie groß der Hass des Volkes gegen sie war, änderte sie ihr Leben radikal. Doch es war zu spät. 1789 brach die große Revolution aus. Das aufgebrachte Volk stürmte die Bastille und Schloss Versailles und isolierte die königliche Familie. Diese konnte fliehen, wurde aber auf der Flucht erkannt, verhaftet und eingesperrt.
1792 wurde das Königtum abgeschafft. König Ludwig VI. wurde in einem Schauprozess zum Tode verurteilt. Die Anklage gegen Marie Antoinette lautete auf Hochverrat und Unzucht. Beide starben 1792 auf dem Schafott. Das Volk war zufrieden und jubelte.