© Anton Prock 2013

Die Kinder Maria Theresias





                       Erzherzogin Maria Karolina

                        (1752-1814)


Erzherzogin Maria Karolina (Hofburg Innsbruck, BHÖ/Foto: Bunge)Maria Karolina war das dreizehnte Kind des Kaiserpaares. Als sie 15 Jahre alt war, fanden die Vorbereitungen für die Hochzeit ihrer Schwester Maria Josepha mit Ferdinand von Neapel statt, dem späteren König von Neapel-Sizilien. Als Maria Josepha jedoch unerwartet kurz vor der Hochzeit an den Pocken starb, bestimmte Maria Theresia binnen kurzer Zeit Maria Karolina als die neue Braut.


Ferdinand von Neapel-Sizilien kannte keine höfischen Umgangsformen und keine Manieren, er ließ sich nicht erziehen und wehrte sich gegen jede Bildung. Jagd, Spiele, Festlichkeiten und allerlei Unsinn waren seine Unterhaltung. Wegen seiner großen Nase wurde er später „Il Re Nasone“ genannt.


1768 reiste die 16-jährige Maria Erzherzogin Maria Karolina (Hofburg Innsbruck, BHÖ, Foto: A. Prock)Karolina mit 57 Kutschen, 17 davon sechsspännig, von Wien nach Neapel. Wie allen ihren Töchter gab Maria Theresia auch der jungen Braut Ratschläge und genaue Verhaltensregeln mit. Bei der ersten Begegnung mit ihrem 17-jährigen Bräutigam stammelte sie den auf Italienisch eingelernten Satz: „Ich bin überglücklich, Eure Majestät, meinen lieben Gatten, in so blühender Gesundheit und Wohlergehen begrüßen zu können.“ Ferdinand sagte nichts und drückte ihr nur tollpatschig einen Kuss auf die Wange.


Die junge Maria Karolina hatte keine Ahnung, was sie erwartete. Nach der Hochzeitsnacht verließ Ferdinand um sechs Uhr früh den Palast und ging auf die Jagd. Auf die Frage, wie es seiner jungen Frau ergehe, antwortete er, dass sie wie eine Tote schlafe und wie ein Wildschwein schwitze. Dazu muss gesagt werden, dass Maria Karolina gemäß dem spanischen Hofzeremoniell im Mieder und mit Handschuhen zu Bett gehen musste, und das in den heißen neapolitanischen Nächten.


König Ferdinand von Neapel-Sizilien (Hofburg Innsbruck, BHÖ, Foto: A. Prock)Alles Auflehnen nützte nichts, Maria Karolina musste sich fügen. Sie begann ihr Schicksal in die Hand zu nehmen, akzeptierte die Eskapaden und Liebschaften ihres Gatten und begann sich erfolgreich mit der Regierung des Landes zu befassen. Das Leben am Hof war von einem genauen Tagesablauf geprägt, keinen Schritt und keine Handlung durfte sie alleine durchführen. Ständig wurde gegessen: Um sieben Uhr morgens erstes Frühstück mit Schokoladegetränk und Biscuits, um elf Uhr zweites Frühstück mit Pasteten, um 12 Uhr ein mehrgängiges Mittagessen, um fünf Uhr Tee und Gebäck und schließlich um halb zehn Uhr abends ein mehrgängiges Souper. Die junge Ehefrau nahm zu, Bewegung gab es fast keine.


Trotz aller Unannehmlichkeiten brachte Karolina 17 Kinder zur Welt, acht davon starben schon im Kindesalter. Sie konnte viel für das arme Neapel tun, förderte Handel und Gewerbe, baute die Armee und die Flotte aus, unterstützte die notleidende Bevölkerung.


Als Napoleon Neapel bedrohte, flüchtete das Königspaar nach Sizilien und reiste weiter für zwei Jahre nach Wien. Nach der Rückkehr nach Neapel mussten Maria Karolina und Ferdinand erneut vor Napoleon nach Sizilien fliehen. Maria Karolina litt an epileptischen Anfällen und verschiedenen anderen Krankheiten. Von ihrem Gatten hatte sie sich gänzlich entfremdet. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie in Wien.