© Anton Prock 2013
Die Kinder Maria Theresias
Erzherzogin Maria Amalia
(1746-1804)
Maria Amalias Kindheit verlief ohne größere Komplikationen. Sie wurde allein erzogen,
da sie altersmäßig nicht zu ihren Schwestern passte, die paarweise erzogen wurden.
Deshalb war sie viel allein und suchte Ausgleich in der Natur.
Als die Prinzessin 22 Jahre alt war, suchte ihr Mutter den erst 17-jährigen Herzog Ferdinand von Parma für sie als Bräutigam aus. Es handelte sich um den Bruder der früh verstorbenen Isabella von Parma, der ersten Gattin von Kaiser Joseph II. Für Maria Theresia zählten nur politische Argumente. Maria Amalia wehrte sich vergeblich, sie musste sich fügen. Beide passten wirklich nicht zusammen.
Ferdinand von Parma galt als ungebildet und teilweise sogar dumm. Die Braut verweigerte
nach der Hochzeit den Vollzug der Ehe und gab als Grund mangelnde Hygiene bei ihrem
Gatten an. Erst nach zwei Monaten gab sie ihre Verweigerung auf. Der Herzog war übertrieben
katholisch und überließ die Regierung dem französischen Minister Tillot. Maria Amalia
sah in Tillot einen Gegner, riss die Regierung an sich und führte einen Lebensstil,
der überhaupt nicht den Vorstellungen Maria Theresias entsprach. Diese brach sogar
mit ihrer Tochter und stellte jeden Briefverkehr ein. Gerne gab Maria Amalia sich
mit dem einfachen Volk ab, ließ Bedürftige und Bettler in den Palast und verbrachte
viel Zeit mit der Jagd.
Als 1773 der Thronfolger Ludwig geboren wurde, versöhnte sich Maria Theresia mit ihrer Tochter. Doch war aus der hübschen und eleganten Erzherzogin eine gealterte, kränkliche Frau geworden, die sich selbst stark vernachlässigte. Ihr Ehemann zeigte Anzeichen eines religiösen Wahns, putzte etwa in Kirchen und führte die Inquisition wieder ein. Häufig war er betrunken und in Raufereien verwickelt. Maria Amalia ging auf Distanz zu ihm und wohnte auch in einem anderen Schloss. Trotz allem brachte sie noch weitere fünf Kinder zur Welt.
Napoleon besetzte Parma und verleibte es dem Kaiserreich Frankreich ein. Mit dem Tod Ferdinands im Jahre 1802 musste auch Maria Amalia Parma verlassen. Sie war 56 Jahre alt, ausgezehrt und krank. Ihr Neffe Kaiser Franz II. verbot ihr die Rückkehr nach Wien und schickte sie stattdessen nach Prag. Dort lebte sie bis zu ihrem Tod 1804 auf dem Hradschin. Bestattet wurde sie im Veitsdom, nur ihr Herz ruht in der Augustinerkirche in Wien.