© Anton Prock 2013

Österreich im 18. Jahrhundert


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Kaiser Leopold I. (regiert 1685-1705)

Kaiser Leopold I. (KHM, Wien)Der zweite Sohn Kaiser Ferdinands III. und er spanischen Infantin Maria Anna war ursprünglich für die geistliche Laufbahn vorgesehen und wurde dementsprechend religiös erzogen. Sein älterer Bruder Ferdinand hätte seinem Vater als Kaiser Ferdinand IV. nachfolgen sollen, starb jedoch 1654. Damit kam Leopold an die Reihe.

Er wies körperliche Mängel auf, war nicht sehr groß und hatte eine große Nase und verschlafene Augen. Besonders stark war bei ihm das weit vorstehende Unterkiefer mit einer großen Lippe, eine Eigenart der Habsburger, ausgeprägt. Das bedeutete eine ernste Einschränkung der Lebensqualität. Das Sprechen und das Essen wurden extrem erschwert. Seine Aussprache war derart schlecht, dass man ihn kaum verstand. Das betraf auch andere Habsburger, etwa Kaiser Karl V. und König Karl II. von Spanien, allerdings nicht so stark. Allerdings war er vielseitig begabt, intelligent, sehr gut gebildet und widmete sich auch intensiv der Regierung. Außergewöhnlich war sein musikalisches Talent und von ihm sind zahlreiche Kompositionen erhalten. Weiters galt sein Interesse auch der Kunst und der Wissenschaft.

1683 konnten die Osmanen vor den Toren Wiens erfolgreich abgewehrt und gegen Osten zurückgedrängt werden. Seine genialen Feldherren Prinz Eugen von Savoyen und Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden („Türkenlouis“) erzielten große Gebietsgewinne und konnten Österreich zur Großmacht erweitern. Ganz Ungarn wurde den Osmanen entrissen.

Kaiser Leopold I. (Pestsäule in Wien, Foto A. Prock)1666 heiratete er Margarita Teresa aus der spanischen Linie der Habsburger, Schwester des kränkelnden Königs Karl II. Sie war zugleich seine Nichte und Cousine und starb nach wenigen Jahren nach vier Geburten im Kindbett. Männlicher Thronerbe überlebte keiner.

Als zweite Frau wählte er seine Cousine Erzherzogin Claudia aus der ausgestorbenen Linie der Tiroler Habsburger, die aber auch bald verstarb.

Seine dritte Frau, Eleonore von Pfalz-Neuburg, überlebte ihn und schenkte ihm zahlreiche Kinder, von denen viele sehr jung starben. Elf seiner insgesamt 16 Kinder starben noch zu seinen Lebzeiten. Aus dieser dritten Ehe hatte er zwei Söhne, die späteren Kaiser Joseph I. und Kaiser Karl VI.