© Anton Prock 2013

Österreich im 18. Jahrhundert


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Kaiser Karl VI. (reg. 1711-1740)

Kaiser Karl VI. (Stift Wilten, Foto A. Prock)Kaiser Karl VI. wurde 1685 geboren und stammt aus der dritten Ehe Kaiser Leopolds I. mit Eleonore Magdalena von Pfalz-Neuburg. Da er als zukünftiger König  Spaniens vorgesehen war, benötigte er eine fromme und religiöse Erziehung, welche die Jesuiten übernahmen. Er galt als gütig, bescheiden und sehr religiös.

Im Jahre 1700 starb der letzte spanische Habsburger König Karl II. ohne Erben. Aufgrund verwandtschaftlicher Verhältnisse war der bayerische Kronprinz Joseph Ferdinand als König von Spanien vorgesehen. Österreich und Frankreich wären damit einverstanden gewesen. Doch dann verstarb der Prinz unerwartet 1699. König Karl II. bestimmte in seinem letzten Testament Erzherzog Karl aus der österreichischen Linie der Habsburger als Nachfolger. Doch einen Monat vor seinem Tod konnte König Ludwig XIV. von Frankreich erreichen, dass der König sein Testament zugunsten des französischen Herzogs von Anjou noch abänderte. Das bedeutete Krieg zwischen Kaiser Leopold I. aus der österreichischen Linie der Habsburger und dem Bourbonen Herzog von Anjou - Spanischer Erbfolgekrieg (1700-1714).

Ab 1703 war Erzherzog Karl formell König Karl III. von Spanien und reiste auch dorthin, um um sein Erbe zu kämpfen. 1707 heiratete die Protestantin Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel, die zum katholischen Glauben übertreten musste. Er hatte wenig Erfolg in Spanien, da die Bevölkerung und der Adel großteils hinter Philipp von Anjou standen.

Kaiser Karl VI. als Sonnengot Apoll (Stiegenhaus des Stiftes Göttweig, Foto A. Prock)Mit dem Tod Kaiser Joseph I. im Jahre 1711 musste Karl schweren Herzens nach Wien zurück. Die Regierung überließ er lange Zeit Prinz Eugen. Leider wurde er sehr stark von verschiedenen Günstlingen beeinflusst. Er brachte auch nicht die Kraft auf, Unternehmungen anzugehen und entschlossen durchzuführen. Seine großen Leidenschaften waren seine Töchter (Maria Theresia, Maria Anna, Maria Amalia), die Jagd, die Musik und das Billard- und Glücksspiel. Ungewöhnlich war, dass er keine Mätressen hatte.

Im Polnischen Erbfolgekrieg (1733-1738) ging es um die Thronfolge in Polen. Karl VI. setzte sich für seinen Schwiegersohn Friedrich August von Sachsen ein, dem Sohn des letzten polnischen Königs August II. Frankreich favourisierte Stanislaus Leszczynski, den Schwiegersohn König Ludwigs XV. von Frankreich. Stanislaus Leszczynski musste das Land verlassen und erhielt Lothringen, das eigentlich Herzog Franz Stephan, Schwiegersohn Kaiser Karls VI. und Ehemann von Maria Theresia, gehörte. Franz Stephan erhielt dafür die Toskana.

Die Osmanen bedrohten erneut das Abendland. Prinz Eugen konnte sie zurückdrängen und Gebiete auf dem Balkan für die Habsburger gewinnen.

Schloss Schönbrunn (Foto A. Prock)Der ersehnte Thronerbe wurde 1716 geboren, verstarb jedoch noch im selben Jahr. Das Kaiserpaar bekam in der Folge noch drei Töchter: Maria Theresia, danach Maria Anna, danach noch Maria Amalia. Zur Sicherung seiner Nachfolge erließ der Kaiser schon 1713 die Pragmatische Sanktion: Das Habsburgerreich war unteilbar und die Erbfolge war auch in weiblicher Linie möglich. Zuerst erkannten die europäischen Mächte dieses Staatsgesetz an, doch sobald der Kaiser 1740 verstorben war und Maria Theresia die Nachfolge angetreten hatte, meldeten die mit den Habsburgern verschwägerten Wittelsbacher in Bayern und Wettiner in Sachsen ihre Ansprüche an. Sofort trat auch König Friedrich II. von Preußen auf und konnte Schlesien an sich reißen. Maria Theresia musste im Österreichischen Erbfolgekrieg um ihr Erbe kämpfen, was ihr großteils auch gelang.

Vermutlich starb Kaiser Karl VI. an einem giftigen Pilzgericht. Vielleicht war es auch ein politischer Giftmord. Mit dem Tod des 55-jährigen Karl erlosch 1740 die männliche Linie der Habsburger. Durch die Heirat der Tochter Maria Theresia mit Franz Stephan von Lothringen wurde die neue Linie Habsburg-Lothringen gegründet, die heute noch besteht.