© Anton Prock 2013


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Ka        Kaiser und Ehemann

Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen (Hofburg Innsbruck, BHÖ/Foto: Bunge)Maria Theresia übernahm von ihrem Vater Kaiser Karl VI. im Jahre 1740 die Regierung über die Habsburgermonarchie. Franz Stephan war Mitregent, doch führte Maria Theresia die Regierung großteils selbst und ließ sich wenig von ihm dreinreden. Er resignierte an der Willensstärke seiner Frau.

Als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches war er zwar dem Titel nach der oberste weltliche Herrscher, hatte jedoch in Wirklichkeit sehr wenig Einfluss. Die deutschen Reichsfürsten gingen ihre eigenen Wege und in vielen Belangen war er von ihnen abhängig, etwa in Geldfragen. Die Kaiserkrone war mehr ein Symbol, reale Macht war damit kaum verbunden. Grundsätzlich hatte der Kaiser wenig zu tun und ging vor allem seinen Neigungen und Interessen nach.

Als Großherzog der Toskana war er nur einmal im Jahre 1739 in seinem Land. Um die Regierung dort kümmerte er sich kaum, das tat ein von ihm eingesetztes Gremium.

Besonders liebte er die Jagd. Als Jugendlicher hatte er an einem einzigen Tag 58 Sauen und 100 Hirsche geschossen. Viel Zeit verbrachte er auch mit Billardspiel, geistreichen Gesprächen in angenehmer Gesellschaft und dem weiblichen Geschlecht. Er sprach nur Französisch, Deutsch lernte er nie richtig.

Häufig wird er als faul, unintelligent, vergnügungssüchtig und desinteressiert dargestellt. Neue Untersuchungen ergeben jedoch ein ganz anderes Bild. Er war eher gutmütig und unkompliziert. Da er politisch sowieso wenig zu sagen hatte, zog er sich diesbezüglich zurück. Allerdings war er ein Finanzgenie. Er machte Lothringen und die Toskana schuldenfrei und konnte auf seinen landwirtschaftlichen Mustergütern in Böhmen und Ungarn und in seinen Manufakturen (etwa Webereien und eine Majolikafabrik),  hohe Gewinne erwirtschaften. Ausgezeichnet verstand er es, Geld für sich gewinnbringend arbeiten zu lassen. Es handelte sich auch im dieses Geld, das Maria Theresia für ihre Kriege und ihre Residenzen benötigte sowie an den Spieltischen verlor. In seinen Manufakturen wurde auch militärische Ausrüstung hergestellt, die Franz Stephan von Lothringen (KHM Wien, Schloss Ambras)er nicht nur an die österreichische Armee verkaufte, sondern auch dem feindlichen preußischen Heer. Der Prinzgemal wurde zu einem der größten Grundbesitzer und einem der reichsten Männer der Monarchie. Sein Vermögen bildete nach seinem Tod den Grundstock für das spätere Familienvermögen der Habsburger, das im Wesentlichen noch heute Bestand hat.

Weiters war er ein ausgezeichneter Naturwissenschafter, der sich vor allem mit Astronomie, Physik, Chemie, Mineralien sowie Zoologie und Botanik intensiv auseinandersetzte. Seine Sammlungen bildeten den Grundstock für das Naturhistorische Museum in Wien. Er gründete auch den Tiergarten in Schönbrunn, wo die Wiener zum ersten Mal exotische Tiere und Pflanzen bestaunen konnten. Berühmt ist weiters seine Münzsammlung.

Ihm werden zahlreiche Affären mit Frauen verschiedenen Standes nachgesagt, doch ging er dabei sehr geschickt vor, da man ihm eigentlich nichts nachweisen kann. Für Sitte und Moral ihrer Länder gründete Maria Theresia die sogenannte Keuschheitskommission, die aber vor allem die Aufgabe hatte, ihren „Franzl“ zu kontrollieren.

Franz Stephan