© Anton Prock 2013

Österreich im 18. Jahrhundert


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Kaiser Joseph II. (reg. 1765-1780, 1780-1790)

Kaiser Joseph II. (KHM, Wien)Joseph wurde 1741 als viertes Kind und erster Sohn Maria Theresias geboren. Der Kronprinz war ein sehr intelligenter und guter Schüler, allerdings sehr sensibel. Nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1765 wurde Joseph Mitregent seiner Mutter, was zu ständigen Auseinandersetzungen zwischen beiden führte. Grundsätzlich bestimmte aber Maria Theresia das Geschehen. Joseph reiste als Graf von Falkenstein inkognito durch die Habsburgergebiete und ganz Europa und lernte so das Volk kennen.


Der ca. 1,68 m große Kaiser konnte sehr widersprüchlich sein, manchmal freundlich und zugänglich, dann wieder unhöflich und schroff. Viele seine Handlungen und Beschlüsse waren übereilt und kompromisslos. Er sah sich als Diener seines Staates, arbeitete unermüdlich und lehnte die höfischen Vergnügungen wie etwa die Jagd ab.


In erster Ehe heiratete Joseph 1760 Isabella von Parma, die er sehr liebte. Sie schenkte ihm 1762 die Tochter Maria Theresia, die aber schon 1770 verstarb. Isabella litt an Depressionen, was in ihrer Familie erblich war. 1763 verstarb sie an den Blattern (Pocken). Joseph verfiel ebenfalls in eine tiefe Depression.

1765 heiratete er Maria Josepha von Bayern, welcher er offen seine Abneigung zeigte. Diese Ehe wurde nie vollzogen. 1767 starb auch sie an den Pocken. Joseph hatte  danach eine Reihe von Affären mit Frauen aus verschiedenen sozialen Schichten.


Kaiser Joseph II. (Hofburg Innsbruck, BHÖ, Foto: A. Prock)1780 übernahm der Kaiser nach dem Tod seiner Mutter die Alleinregierung in den Habsburgerländern. Gesundheitlich war er sehr angeschlagen. Sein Denken und seine Regierung waren stark von der Aufklärung geprägt. Sein Leitspruch war: Alles für das Volk, nichts durch das Volk.“ Seine Untertanen sollten glücklich sein und sich wohlfühlen. Das Verhalten der Menschen sollte durch Vernunft bestimmt werden. Joseph wollte ein aufgeklärter und absolutistischer Herrscher sein, was sich oft nicht vereinen ließ. Reformen kamen von oben, nicht vom Volk.


Bekannt ist Joseph für seine zahlreichen Reformen, die oft überhastet, zu autoritär und unüberlegt durchgeführt wurden. Er selbst und sein Nachfolger Kaiser Leopold II. mussten viele dieser Reformen zurücknehmen. Am meisten sorgten seine kirchenpolitischen Maßnahmen für Unruhe, vor allem die Auflösung zahlreicher Klöster und die Begräbnisordnung.  Der Staat übernahm viele soziale Aufgaben, so ließ Joseph etwa Spitäler, Altenheime und Waisenhäuser errichten.


1779 kam das Innviertel von Bayern zu Österreich. Der beabsichtigte Erwerb von ganz Bayern im Tausch gegen die  Österreichischen Niederlande gelang ihm jedoch nicht. 1787 begann Joseph einen Krieg gegen das Osmanische Reich, den sein Nachfolger beendete.

1790 verstarb Joseph im Alter von 49 Jahren. Das Volk jubelte. Trotz seiner umstrittenen Reformen hatte er eine Revolution wie in Frankreich verhindern können. Bestattet ist er in der Kaisergruft in Wien. Die Nachfolge trat sein Bruder Leopold (Kaiser Leopold II.) an.