© Anton Prock 2013

Kaiser Joseph II.


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Ka         Alleinregierung - aufgeklärter Absolutismus

Kaiser Joseph II. (Hofburg Innsbruck, BHÖ, Foto: A. Prock)1780 übernahm der Kaiser im Alter von 39 Jahren nach dem Tod seiner Mutter die Alleinregierung in der Habsburgermonarchie. Trotzdem er schon ein kranker Mann war, widmete er sich intensiv seiner Regierungsarbeit.

Sein üblicher Tagesablauf verlief folgendermaßen: Im Sommer stand er um fünf Uhr, im Winter um sechs Uhr früh auf und arbeitete von sieben Uhr früh bis zwei Uhr nachmittags ohne Pause. Tag und Nacht standen zwei Sekretäre zur Verfügung. Vorrang hatte das Studium von Akten, wobei er letzte Entscheidungen immer selber traf. Gegen zwei Uhr nahm er das Mittagessen ein, danach gab es eine kleine Ruhepause. Dann arbeitete er weiter bis zum Abend. Abends besuchte er gerne das Theater, blieb aber meist nur bis zum Ende des zweiten Aktes und besuchte dann seine gebliebten „fünf Fürstinnen“. Gegen elf kehrte er in seine Gemächer in der Hofburg zurück. Entspannen konnte er sich grundsätzlich nur bei Musik.

Joseph war ein Anhänger des aufgeklärten Absolutismus, allerdings vertrat er eine sehr spartanische Variante. Er schränkte die barocke Hofhaltung stark ein, reduzierte das Personal und drängte den Einfluss des Adels in der Regierung und am Hof stark zurück. Viele Adelige zogen darauf ein geruhsames Leben auf ihren Schlössern und Gütern in den verschiedenen Landesteilen vor.

Er sah sich als erster Diener, als erster Beamter seines Staates, lehnte das Gottesgnadentum ab und wollte seinem Volk Glück, Zufriedenheit, Schutz und Sicherheit gewähren. Allerdings vertrat er auch die Meinung: Alles für das Volk, nichts durch das Volk. Das Volk wurde nicht nach seinen Bedürfnissen gefragt. Joseph sah sich sowohl als aufgeklärter Herrscher, aber auch als absolutistischer Monarch. Letztendlich war er ein aufgeklärter Despot. Im Sinne der Aufklärung sollte das Herrschaftsgebiet durch Vernunft und Effizienz gestärkt werden. Ziel war weiterhin Machterhaltung und Machterweiterung. Zwischen Aufklärung und Absolutismus bestand ein unüberbrückbarer Gegensatz.

Im Barock, und damit auch noch für Maria Theresia, war die Staats- und Herrschergewalt aus der Idee einer göttlichen Weltregierung abgeleitet, der Herrscher galt als von Gott eingesetzt. Das änderte sich nun aufgrund der rationalistischen Naturrechtslehre. Der Monarch ist nicht mehr in erster Linie Gott verantwortlich, sondern einem vernünftigen System staatsrechtlicher Normen.

Hauptziel Josephs war die Umwandlung des bisher föderativen Österreich mit seinen fast autonomen Kronländern in einen zentral verwalteten Gesamtstaat. Er kÖsterreich zur Zeit Maria Theresias und Josephs II. (Skizze A. Prock)onnte einen modernen bürokratischen Staat schaffen. Im Sinne des aufgeklärten Absolutismus fand langsam ab Mitte des 18. Jh. eine umfassende gesellschaftliche, politische und kulturelle Änderung statt. Reformen im vor allem landwirtschaftlich dominierten und in zahlreiche Nationalitäten zersplitterten Habsburgerreich waren dringend nötig.

Auf der Skizze sind die habsburgischen Erblande in gelber Farbe dargestellt: Erzherzogtum Österreich (mit Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol und die Vorlande), Königreich Böhmen, Königreich Ungarn, die Österreichischen Niederlande, weiters zumindest zeitweise Mailand, Parma, Mantua u. a. Das Großherzogtum Parma kam 1737 durch Franz Stephan von Lothringen dazu.

Alles für das Volk,
nichts durch das Volk.